Das Rendezvous mit dem Tod.
Schon eigenartig wie fehlerhaft manche Dinge wirken. Ich sehe den Radfahrer noch an mir vorbeifahren, bevor er hundert Meter weiter von einem Wohnmobil überfahren wird. Ich bin eigentlich auf dem Weg zum Magisterprüfungsamt. Unmittelbar davor liegt ein Kreisverkehr mit einem Zebrastreifen. Den Tod scheint das nicht zu interessieren. Eine Traube Menschen ist bereits dabei ihm zu helfen. Auch der Notarzt ist verständigt. Ich sehe sein verbeultes Fahrrad weiter weg liegen. Und ich sehe Blut, welches Blasen auf dem Asphalt schlägt. Wie in Trance gehe ich weiter.
Ich war der letzte Mensch, der diesen Radfahrer, diesen Menschen bewusst registriert hat. Er hat eine rote Ampel überfahren. Ich blieb stehen und er fuhr noch schnell. Hätte er dies nicht getan, wäre der Unfall wahrscheinlich niemals passiert.
Als ich das Magisterprüfungsamt verlasse, entschließe ich mich erneut an dem Kreisverkehr vorbei zu gehen. Ich sehe zwei Rettungswagen und zwei Polizeiautos. Und jede Menge Menschen. Ich trete näher. Nicht um zu gaffen, sondern um vorbeizugehen. Ich sehe am Rand einen Sanitäter, der vor dem Rettungswagen am Bordstein sitzt. Die Gummihandschuhe zwischen seinen Füßen sind blutverschmiert. Und er starrt ins Leere. Ich gehe an ihm vorbei. Hinter dem Auto liegt nun der tote Radfahrer, der genau in dem Moment zugedeckt wird, als mein Blick ihn streift. Der Mund halb offen. Die Augen geschlossen. Ein angeschwollener Kopf.
Ich habe bis dahin noch nie einen toten Menschen aus nächster Nähe gesehen. Und mir ist schlecht bei dem Gedanken, dass ich sein letzter Zeuge war. So schnell kann es gehen. Im Endeffekt wird einfach nur ein Tuch über dich gedeckt. Ein Tuch was dem Verschiedenen die Pietät zurückgibt. Eine klare Grenze aus Stoff zwischen Leben und Tod. Nicht das Leben, sondern der Tod wird beseitigt. Ironischerweise wird Leben mit dem Tod eingetauscht.
Wenn 50 Augenpaare auf einen toten Körper starren, dann ist das ein Moment der Klarheit. Alle fühlen dasselbe beschissene Gefühl. Sie starren aus Neugier. Sie starren auf ein weißes Tuch und den Arm der an der Seite noch sichtbar auf der Straße liegt. Und die immense Blutpfütze. Sie starren auf diese Grenze.
Sie können es nicht fassen. Der Radfahrer ist an seinen schweren Kopfverletzungen verstorben. Er trug keinen Helm. Die Ursache seines Todes ist zwar ersichtlich. Spielt für die Umstehenden keine Rolle. Sie sind neugierig. Sie sind neugierig auf den Tod.
Nur zwei Menschen am Ort sind nicht neugierig. Der Sanitäter der ins Nichts starrt. Und meine Wenigkeit, der die Ursache gesehen hat. Ich wünschte er wäre mit mir an der roten Ampel stehen geblieben.
An der nächsten Kreuzung blicke ich auf die Ampel. Ich bekomme Herzklopfen.
Ich war der letzte Mensch, der diesen Radfahrer, diesen Menschen bewusst registriert hat. Er hat eine rote Ampel überfahren. Ich blieb stehen und er fuhr noch schnell. Hätte er dies nicht getan, wäre der Unfall wahrscheinlich niemals passiert.
Als ich das Magisterprüfungsamt verlasse, entschließe ich mich erneut an dem Kreisverkehr vorbei zu gehen. Ich sehe zwei Rettungswagen und zwei Polizeiautos. Und jede Menge Menschen. Ich trete näher. Nicht um zu gaffen, sondern um vorbeizugehen. Ich sehe am Rand einen Sanitäter, der vor dem Rettungswagen am Bordstein sitzt. Die Gummihandschuhe zwischen seinen Füßen sind blutverschmiert. Und er starrt ins Leere. Ich gehe an ihm vorbei. Hinter dem Auto liegt nun der tote Radfahrer, der genau in dem Moment zugedeckt wird, als mein Blick ihn streift. Der Mund halb offen. Die Augen geschlossen. Ein angeschwollener Kopf.
Ich habe bis dahin noch nie einen toten Menschen aus nächster Nähe gesehen. Und mir ist schlecht bei dem Gedanken, dass ich sein letzter Zeuge war. So schnell kann es gehen. Im Endeffekt wird einfach nur ein Tuch über dich gedeckt. Ein Tuch was dem Verschiedenen die Pietät zurückgibt. Eine klare Grenze aus Stoff zwischen Leben und Tod. Nicht das Leben, sondern der Tod wird beseitigt. Ironischerweise wird Leben mit dem Tod eingetauscht.
Wenn 50 Augenpaare auf einen toten Körper starren, dann ist das ein Moment der Klarheit. Alle fühlen dasselbe beschissene Gefühl. Sie starren aus Neugier. Sie starren auf ein weißes Tuch und den Arm der an der Seite noch sichtbar auf der Straße liegt. Und die immense Blutpfütze. Sie starren auf diese Grenze.
Sie können es nicht fassen. Der Radfahrer ist an seinen schweren Kopfverletzungen verstorben. Er trug keinen Helm. Die Ursache seines Todes ist zwar ersichtlich. Spielt für die Umstehenden keine Rolle. Sie sind neugierig. Sie sind neugierig auf den Tod.
Nur zwei Menschen am Ort sind nicht neugierig. Der Sanitäter der ins Nichts starrt. Und meine Wenigkeit, der die Ursache gesehen hat. Ich wünschte er wäre mit mir an der roten Ampel stehen geblieben.
An der nächsten Kreuzung blicke ich auf die Ampel. Ich bekomme Herzklopfen.
bastiH - 11. Mai, 13:22
ups
wie ist "dein" erster toter verschieden?
beinah hätt ichs 10 jahre reanimationslos geschafft
n freund von mir hat beim roten kreuz gearbeitet. und er hat größtenteils alte menschen, besoffene menschen, oder verprügelte menschen transportiert.