Sonntag, 13. Mai 2007

Hassen und Golfspielen in Lobeda.

apos Er war schon auf dem Weg dahin so unglaublich merkwürdig. Könnte es daran liegen, dass er ein riesiger Fan von Johnny Cash war und ich ihm im Zusammenhang damit von meinem Vorabend erzählte?

Vorabend: Nachdem ich zusammen mit Thomas die morbiden Kurzfilme von 'Tenacious D' angesehen habe, folgte ein berbarst geiler Film, den ich schon an die 368541-mal gesehen habe. 'La Haine' von Kassovitz. Spitzenfilm. Auch der 3m-große Kumpel von Thomas, der vorzeitig reingehaun ist, war mir mehr als sympathisch. Nun. Es war dann gegen halb zwei in der Nacht. Mein Mitbewohner und bester Kumpel hatte die göttliche Idee noch ein Bier trinken zu gehen. Und da um diese Uhrzeit in Jena an einem Freitagabend selten noch was bartechnisch klargeht, entschieden wir uns für das Flower-Power. Die Absteige der Gelegenheitsmenschen, Intelligenz-Allergiker und Diplomidioten. Kurz bevor wir gehen, belästigt so ein Ami meinen Mitbewohner. Gegen halb sechs Uhr morgens und demnach drei Stunden später musste ich feststellen, dass der Ami ziemlich in Ordnung war. Ein eigenartig sinnschwangeres Gespräch mit einem betrunkenen Amerikaner zu führen, dessen Deutsch nicht viel besser war, als dass von Universalverlierer und Ex-Talkshow-Moderator ‚Ricky’, war schon ein kleines Highlight an dem Abend. Dabei kam heraus, dass der Typ 26 war, in Amerika Philosophie und deutsche Geschichte studiert hat und nun in Deutschland seine Dissertation schreibt. Außerdem, dass erwähnte er ganz nebenbei, hatte er bevor er nach Deutschland ging einen Lehrauftrag an irgendeiner Universität in Tennessee. Und zu seinen Studenten gehörte der Enkel (oder Ur-Enkel) von Johnny Cash, der nach den Aussagen des Amis ein guter Student war und ein Homosexueller, der es gern jedem auf die Nase bindet. Nett. Meine Vermutung, dass man jedem auf der Welt schon mal durch 5 Handschläge die Hand gegeben hat rückt immer mehr ins Licht der Wahrheit. Wir haben E-Mail-Adressen ausgetauscht, weil er das Gefühl hatte mich schon seit Jahren zu kennen. Mir gings auch so. Aber wir hatten beide an die 4-6 große Bier drin. Da kommt einem das öfter mal so vor.

24 Stunden später:
Ausgerüstet mit einem Golfschläger, an die hundert Bällen stand ich auf einmal in Lobeda. Lobeda-West um genau zu sein. Man munkelt, dass hier regelmäßig die Träume platzen. An vielen Ecken riecht es so, als hätten alle frisch ihr großes LatRinum bestanden. Nun ja. Da war ja der Tunnel, der die Anwohner in 20 Meter Luftlinie vor dem Lärm der Autobahn schützen soll. Lärm wurde gegen den idyllischen Anblick von einer Großbaustelle und einem dicken Betonschlauch ausgetauscht. Einen großen Applaus an die Stadt-und Regionalplaner, die ihren Studienabschluss wohl in einer usbekischen Garage ausgedruckt haben müssen. Ein Freund von mir wohnt direkt in einem dieser Blöcke. Seine Wohnung ist geil. Und er meinte, dass der Lärm schon zurückgegangen ist. Seine Augen waren glasig, als er das sagte.
Hinter diesem Tunnel ist ein großer aufgeschütteter Sandberg. Der wurde an diesem Abend als Driving Range missbraucht. Abschlag natürlich von der Autobahn weg. Eine Wodkaflasche später machen mein Mitspieler und ich Witze. Mitten drin erzählt er mir, dass er mit meiner Exfreundin geschlafen hätte.
Ich sah ihn an. Mein Blick hatte Ähnlichkeit mit dem eines Menschen, der im Lotto gewonnen hat, seinen Schein grad einlösen will und der auf dem Weg zum Kiosk überfallen wird. Meine Wut war so groß, sie hätte auf die Titelseite der nächsten TLZ-Ausgabe gehört.
„Halt’s Maul?“, fragte ich ihn. Er erwiderte nur, dass ich da sogar noch mit ihr zusammen war.
In meinem Kopf sprengte ich noch einmal die Buddha-Statuen, die 2001 von der Taliban in Afghanistan gesprengt wurden. Ich lenkte die Flugzeuge ein weiteres Mal in das World-Trade-Center. Ich warf die Bombe erneut über Nagasaki und Hiroshima ab.
„Halt die Fresse, wenn du mit mir redest!“, sagte ich mit ganz tiefer kochender Stimme. BUUMMM. Mein Abschlag war weiter als der von Tiger Woods.
Er schwieg.
Ich hatte das Gefühl beide Klitschko-Brüder auf einmal zu sein. Ich wollte ihn einfach nur auf Standby schalten. Ihm ordentlich Backenvesper geben.
„Verarschst du mich?“, fragte ich ihn. Er schwieg weiter.
Ich feuerte meinen Golfschläger weg und ging.
„Du Assi, du schwimmst sogar in Milch!“, kläffte ich in Richtung der Autobahn.
Wenn es etwas gibt, dass Freunde nicht machen, dann das. Die Freundin des Freundes zu ficken ist gleich auf Platz 2 auf der Liste der Dinge, die verdammt uncool sind. Gleich hinter dem Holocaust.
Am nächsten Morgen wache ich auf. Zwei Anrufe in Abwesenheit von Ex-Kumpel ‚Rekordarschloch’ und eine SMS von einem anderen Kumpel, in der folgendes steht:
„[…], doch was sie nicht wissen (können) ist dies: nachts ist jeder allein mit seinen Dämonen!“. Ich bin irritiert und drehe mich wieder um.
Ich frage mich wo mein Golfschläger geblieben ist und ob ich wirklich einen besessen habe.

Freitag, 11. Mai 2007

Das Rendezvous mit dem Tod.

apos Schon eigenartig wie fehlerhaft manche Dinge wirken. Ich sehe den Radfahrer noch an mir vorbeifahren, bevor er hundert Meter weiter von einem Wohnmobil überfahren wird. Ich bin eigentlich auf dem Weg zum Magisterprüfungsamt. Unmittelbar davor liegt ein Kreisverkehr mit einem Zebrastreifen. Den Tod scheint das nicht zu interessieren. Eine Traube Menschen ist bereits dabei ihm zu helfen. Auch der Notarzt ist verständigt. Ich sehe sein verbeultes Fahrrad weiter weg liegen. Und ich sehe Blut, welches Blasen auf dem Asphalt schlägt. Wie in Trance gehe ich weiter.

Ich war der letzte Mensch, der diesen Radfahrer, diesen Menschen bewusst registriert hat. Er hat eine rote Ampel überfahren. Ich blieb stehen und er fuhr noch schnell. Hätte er dies nicht getan, wäre der Unfall wahrscheinlich niemals passiert.

Als ich das Magisterprüfungsamt verlasse, entschließe ich mich erneut an dem Kreisverkehr vorbei zu gehen. Ich sehe zwei Rettungswagen und zwei Polizeiautos. Und jede Menge Menschen. Ich trete näher. Nicht um zu gaffen, sondern um vorbeizugehen. Ich sehe am Rand einen Sanitäter, der vor dem Rettungswagen am Bordstein sitzt. Die Gummihandschuhe zwischen seinen Füßen sind blutverschmiert. Und er starrt ins Leere. Ich gehe an ihm vorbei. Hinter dem Auto liegt nun der tote Radfahrer, der genau in dem Moment zugedeckt wird, als mein Blick ihn streift. Der Mund halb offen. Die Augen geschlossen. Ein angeschwollener Kopf.

Ich habe bis dahin noch nie einen toten Menschen aus nächster Nähe gesehen. Und mir ist schlecht bei dem Gedanken, dass ich sein letzter Zeuge war. So schnell kann es gehen. Im Endeffekt wird einfach nur ein Tuch über dich gedeckt. Ein Tuch was dem Verschiedenen die Pietät zurückgibt. Eine klare Grenze aus Stoff zwischen Leben und Tod. Nicht das Leben, sondern der Tod wird beseitigt. Ironischerweise wird Leben mit dem Tod eingetauscht.
Wenn 50 Augenpaare auf einen toten Körper starren, dann ist das ein Moment der Klarheit. Alle fühlen dasselbe beschissene Gefühl. Sie starren aus Neugier. Sie starren auf ein weißes Tuch und den Arm der an der Seite noch sichtbar auf der Straße liegt. Und die immense Blutpfütze. Sie starren auf diese Grenze.

Sie können es nicht fassen. Der Radfahrer ist an seinen schweren Kopfverletzungen verstorben. Er trug keinen Helm. Die Ursache seines Todes ist zwar ersichtlich. Spielt für die Umstehenden keine Rolle. Sie sind neugierig. Sie sind neugierig auf den Tod.

Nur zwei Menschen am Ort sind nicht neugierig. Der Sanitäter der ins Nichts starrt. Und meine Wenigkeit, der die Ursache gesehen hat. Ich wünschte er wäre mit mir an der roten Ampel stehen geblieben.
An der nächsten Kreuzung blicke ich auf die Ampel. Ich bekomme Herzklopfen.

Helle Momente im ICQ #2.

"Mit dem System verhält es sich wie in einem Schwulenporno. Du musst es anal ficken."

Donnerstag, 10. Mai 2007

Helle Momente im ICQ #1.

Angesichts der Tatsache, dass die Welt sowas gebraucht hat:

"Wir sind wie die Filme, die einfach geil sind, aber keinen Erfolg haben, weil die Welt noch nicht bereit dafür ist…"

Dienstag, 8. Mai 2007

Kopfschmerzen zum Nachtisch.

apos Als ich Tür zur Mensa aufstoße hält man mir schon drei Flyer ins Gesicht. Auch der dünne Typ mit den 100g Talg im Gesicht an der Treppe visiert mich mit einem fragwürdigen Handyvertrag in der Hand an. Ehe ich mich für ein Essen entscheiden kann werde ich also geistig anal penetriert. Die eine Tresentorte quatscht mich so voll, dass ich mir einen Hörsturz bzw. einen Tinitus herbeisehne.
„Ich kann nicht lesen!“, versuche ich mich ohne Gewalt der langsam zu nerven beginnenden Situation zu entledigen. Ihr Blick verrät mir, dass sie mir nicht glaubt und irritiert ist, dass ich so was Doofes gesagt habe.
Auch der anderen Braut, die mich mit Flyern voll stopfen will, suggeriere ich, dass wenn sie nur einen Meter an mich herantritt, ich in der Lage wäre ihr Leben zu beenden noch bevor sie ihren Lohn abholen und verprassen kann.
Ich bin genervt und das hat ein paar Gründe:
#1 Ich habe nur vier Stunden geschlafen, weil ich bis vier Uhr morgens auf dem „Cinebeats“ zugange war.
#2 Daran anschließend, habe ich gut und gerne 20 Euro in „Erfrischungen“ investiert, die ich nachdem Aufstehen immer noch merkte.
#3 Ich habe Hunger. Und da sollte man mir aus dem Weg gehen, es sei denn man ist die Kellnerin.
#4 Die Mensa am Ernst-Abbe-Platz in Jena. Notiz an mich selbst: Geh nicht um zwölf Uhr mittags essen. Denn alle 25 000 Studenten dieser Stadt gehen zu diesem Zeitpunkt auf einmal ihr Essen einnehmen.

Nachdem ich 20 Minuten lang anstehen musste für mein Essen, drängelte sich so ein kleines Miststück vor mich mit Nutten-Nummernschild überm Arsch, klimperte mit ihren Augen und hoffte ich würde sie vorlassen. Tat ich auch. Nicht aus Höflichkeit, sondern weil hinter mir geschoben wurde und ich kurz davor war, das Mensabesteck zu zweckentfremden.
Nachdem mir der Kotzekocher die rekordverdächtige kleinste Mittagsportion aller Zeiten gab, war meine Laune so irgendwo zwischen Sterben und Enthäuten. Thomas stand hinter mir. Sein Grinsen bewahrte mich vor einigen Straftaten. An der Kasse stand dann ein Typ, der sich durch mich durch mit einem anderen unterhielt. Ab und an drehte er sich auch um und ich hatte dann beinahe seinen Rucksack auf meinem Tablett und damit in meinem griechischen Essen.
Er laberte und laberte. Ich wünschte mir ganz innig, dass Gott ihn beim Scheißen mit einem Blitz erschlägt, aber Gott wurde anscheinend in der Mensavorhalle von den drei Flyer-Frauen und der Handy-Bohnenstange über den Tisch gezogen.
Dieser Typ fragte seinen Bekannten, ob er wisse, woher die Fanta komme. Es war eine dieser Fragen, die eine unmittelbar anschließende Belehrung nach sich ziehen.
„Halt dein Maul und bezahl einfach nur dein Essen, du Hartgeldstricher!“, dachte ich mir. Aber er hatte schon Luft geholt.
„Du musst wissen, dass es damals in Deutschland Zuckermangel gab und dann hat man eben die Fanta erfunden!“, sagte er verständlich für alle.
Hat der einen Kasper in der Schublade liegen? Sein Satz machte keinen Sinn. Kann aber auch daran liegen, dass ich fast dehydriert bin und unter akutem Elektrolytenmangel litt.
Er quatschte weiter, natürlich nur Dünnes, ich bezahlte in Lichtgeschwindigkeit, damit mir nicht noch dampfendes Blut aus den Ohren schießt.

So. Ich dachte das Thema Ohrenbluten wäre für heute erledigt. Nachdem Thomas und ich dann ungefähr 57 Jahre nach einem Sitzplatz suchten ist es zum cholerischen Showdown gekommen. Es gibt doch tatsächlich lebensverneinende Amöben, die das Prinzip der Essensstoßzeit nicht begriffen haben und noch 10-15 Minuten nachdem sie fertig sind sitzen bleiben, während 1000 potentielle Amokläufer auf Tischsuche sind. Ich begreif es nicht.
Wir setzten uns an einen Tisch. Neben uns saßen noch zwei frauenähnliche Kreaturen und so ein komischer Riemenspanner, der sich für ganz eloquent hielt.
Ich wurde Zeuge einer bahnbrechend minderqualitativen Interaktion. Die eine redete schneller als Busta Rhymes, was ihrer Stimme so einen fiesen Klang gab. Und sie hörte niemanden zu.
„Doch, doch“, sagte sie, „bei Vobis kauf ich immer meine Druckerpatronen. Ich finds sowieso total schäbig wenn Leute ihre Patronen auffüllen lassen!“.
GEH AUF DER AUTOBAHN SPIELEN, du Suppenkoma.
Ich konnte das nicht mehr ertragen, ich habe versucht wegzuhören, aber der Typ neben mir, rieb sich irgendwie immer an mir, wenn er über ihre schlechten Witze lachte. Das Bedürfnis ihn einfach von diesem Planeten zu flexen stieg bedrohlich, als er dann rülpste.
„Uups!“, sagte er, „Da is wohl n Berg umgekippt!“.
„Mir fällt gleich meine Hand in deine dezent urinfarbene Fratzenfalle, wenn du nicht gleich n Abgang machst!“, dachte ich mir. Er ging und nahm seine Essnazis mit.
Nachdem Thomas und ich fertig waren mit unserem Essen standen wir noch an die 802375 Jahre an der Tellerabgabe, da einige glauben, das Tellerabgeb-System funktioniert genauso wie der Stau an einer Autobahnbaustelle. Nach dem Reisverschlussprinzip.
Ich war genervt und immer noch hungrig. Auf dem Weg in die Mensavorhalle lief wieder die Vordränglerin mit dem Geweih über der Nougatfalte. Ich wusste, dass mein Zielfoto heute ohne zwei Daumen nach oben auskommen musste. Das nächste Mal schmier ich mir ne Stulle und fress die auf dem Campus.
Meine Laune gab sich dann die Kugel, als ich verdammte Axt noch mal feststellen musste, dass ich zwar mit MP3-Player die Mensa betreten hatte, sie ohne diesen aber verließ.
An den glücklichen Finder: Wenn ich dich mit meinem geliebten MP3-Player irgendwo sehen sollte, dann spielt meine Aggressions-Violine. Und zwar nur für dich.
Und einen Flyer hat man mir auf dem Rückweg auch noch in die Hand gedrückt.

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BASTI<3
ICH LIEBE DICH MEIN SCHATZ :*
Thomas (Gast) - 4. Jul, 08:11
Wunder für die Gefühl...
Wunder für die Gefühl Welt....... !!!!
Henry Unger (Gast) - 8. Apr, 08:31
Musik
Wunerbar an dem Film ist vor alem die Musik, welche...
RyanO (Gast) - 28. Mär, 01:01
ich war es bis dato gewohnt,...
ich war es bis dato gewohnt, einfach mal nette leute...
bastiH (Gast) - 28. Jul, 09:14
lol du armer idot klar...
lol du armer idot klar soltlest du allen in den ass...
soag (Gast) - 8. Jul, 00:48
Aaa
Daher kennen wir uns also...
Stef (Gast) - 28. Mär, 21:06
du kranker
du kranker
jens (Gast) - 16. Feb, 14:12
diesen film...
... hatte ich mir vor einiger zeit absolut unvoreingenommen,...
mi3000 (Gast) - 22. Dez, 22:52
Warum gehen einige zu...
Warum gehen einige zu wordpress?
bateman - 16. Dez, 21:16
understood
la maman hat verstanden. du bist erlöst. may the force...
magali (Gast) - 31. Okt, 09:43

development